Der Willi will 2021 noch bewegt werden und nachdem wir viele YouTube Videos über Campen im Winter gesehen haben, Polarlichter bewunderten und uns der Norden irgendwie anzieht, war klar es geht nach Schweden, Finnland und Norwegen!
Also nutzen wir die Feiertage für unsere erste große Reise mit dem Wohnmobil und brechen am 17.12.2021 auf … auch im Hinterkopf, dass Corona-Infektionszahlen in Schweden sehr niedrig sind und wir eh allein unterwegs sind.

Wir starten also in Hamburg und fahren ohne Fähre über Dänemark nach Schweden. Unser erstes Ziel ist grob gesagt Malmö, wo wir nach einem Stellplatz suchen. Am Grenzübergang nach Dänemark werden wir einfach durchgewunken, ohne Perso oder Impfnachweis vorzeigen zu müssen. Danach geht es über die Grenze nach Schweden … hier werden wir mehr kontrolliert, bzw. halten ein nettes Pläuschchen mit dem Grenzbeamten. Er fragt uns, warum wir mitten im Winter nach Schweden wollen und wir entgegnen, das wir Schnee suchen und lieben und unser Fernziel Tromsö wegen der Polarlichter ist. Er lacht und sagt:
„I’m living not far from here in the Mountains with lot of snow. I hate snow!“
Wir lachen und wünschen uns gegenseitig frohe Weihnachten und ein schönes Neues Jahr. Danach geht es ohne weitere Kontrollen ab nach Schweden.

Jetzt suchen wir also erstmal einen Campingplatz bzw. einen Stellplatz weil es schon dunkel wird. Der erste Stellplatz ist in einem Industriegelände auf einer Schiffswerft, leider schon zu und mit Gittertoren gesichert. Also weitersuchen und zum Glück finden wir den Västindiegatan, 252 71 Råå Skåne län. Nach 556 km für die erste Strecke, nehmen wir allerdings aus Versehen schon den ersten Parkplatz vor dem eigentlichen Stellplatz. Was soll’s, wir sind froh zu stehen und gehen bald ins Bett.

Am nächsten Morgen schauen wir kurz an den gegenüberliegende Strand der Ostsee und starten die nächste Etappe in Richtung Stockholm. Durch diverse Berichte von aufgebrochenen Wohnmobilen im Internet, wollen wir die Großstädte nicht für Besichtigungstouren nutzen und fahren einfach durch. Sicher ist sicher. So kommt es auch durch die Winterzeit und der begrenzten offenen Campingplätze, dass wir einen in Älvkarleby finden, nicht unweit von Uppsala.




Endlich kommen wir nach 712 km am Alvkarleby camping, 1 Campingvägen, 814 70 Älvkarleby Uppsala län an. Leider versperrt eine Schranke die Zufahrt auf den Campground. Wir überlegen ne Weile, was nun und wie aus dem Nichts kommt eine junge Dame mit Hund bei uns vorbei und fragt irgend etwas auf Schwedisch. Ich frage ob sie Englisch spricht und ob noch ein Übernachtungsplatz frei ist. Ja, was für ein Glück – wir kriegen den Zugangscode für die Schranke und können am nächsten Tag bezahlen. Ein toller Platz mit super sanitären Anlegen, mitten im dünnen Wald gelegen. Der Boden ist überall gefroren und es wird merklich kälter. Vielleicht kommt ja morgen der Schnee – mit diesen Gedanken kommen wir schnell zum Liegen und schlafen wie die Murmeltiere.




Der Morgen ist kalt und klar. Nach den ersten Kaffee’s und einer heißen Dusche sind wir wie neu geboren – schon voll im Urlaubsmodus.
Da wir die letzten Tage ne Menge Kilometer gefahren sind, soll es jetzt langsam ruhiger angehen. Wir planen die Etappen kürzer, auch weil die Sonne immer schneller untergeht. Inzwischen so um 15:00 Uhr!
Als nächstes soll es zum Snibbens camping, Snibben 109, 870 16 Härnösand, Västernorrlands län gehen. Habe ich mit der App Campingcontact incl. der Suchoption Winterbetrieb und Stromanschluss rausgesucht. Nur 291 km entfernt … aber Denkste. Als wir dort ankommen, finden wir nicht sofort die Zufahrt. Dann klappt es und wir finden uns auf einer total verschneiten und vereisten Ministrasse wieder. Alle Schranken sind zu und das Gelände ist total verlassen. Was für ein Mist. Mit Mühe können wir Willi wieder wenden und kommen ohne Schaden aus dem engen Gelände.
Auf der Fahrt zu diesem Platz haben wir in der Ferne schon eine riesige Brücke gesehen und die App zeigt nun am Ende der Brücke einen Stellplatz an. Also nix wie hin und mal schauen, ob wir dort stehen können. Inzwischen ist es natürlich schon wieder dunkel … es klappt, wir stehen auf dem Stellplatz Hotell Höga Kusten, Hornöberget, 872 94 Sandöverken, Västernorrlands län und sind glücklich. Leicht erhöht mit Blick über die Brücke ein toller Stellplatz, sogar kameraüberwacht.




Auf Dauer ist das hier aber nix, daher geht es weiter. Wir suchen uns einen schnuckeligen Platz aus in Ratan. Nur noch 253 km entfernt – ob wir das diesmal im Hellen schaffen dort anzukommen?

Es wird inzwischen richtig kalt, bei der Fahrt sind es laut Außenthermometer -24 Grad. Zum Glück haben wir noch immer die erste Gasflasche in Betrieb, also alles gut.

Wir kommen in Ratan an und finden nach einer Weile durch einen Einheimischen (sah fast aus wie der Bürgermeister), den Stellplatz für Willi. Es ist der Ratan Gästhamn, 915 97 Ratan Västerbottens län, leider sind die sanitären Anlagen schon außer Betrieb. Aber wir bekommen Strom, wenn auch nur mit einer normalen Schuko-Steckdose.

Wir freuen uns so über den schönen Platz, dass wir am Abend vergessen die Heizung auf Prio Gas zu stellen. Leider fällt in der Nacht die Steckdose am Gebäude aus und wir verbringen die Nacht ohne Heizung … ganze 3 Grad sind es am Morgen als ich aufwache. Draußen sind es -25 Grad. Das war mal eine kalte Nacht … ich stelle die Heizung wieder schnell auf Gas um und als Chily aufwacht, sagt sie:
Das ist so kalt hier…
Ich rate ihr so lange im Bett zu bleiben, bis Willi wieder warm ist, was auch wirklich recht schnell funktioniert.







Der Stellplatz ist wirklich toll, aber wegen des schwachen Stroms beschließen wir weiter zu fahren und einen komfortableren Platz zu finden. Also wieder bei Campercontact suchen und ich finde den Platz Camping Pite Havsbad, 50 Hotellvägen, 941 433 Piteå Norrbottens län. Sieht groß aus, hat alle Annehmlichkeiten und ist offen, so die App. Also packen wir alles rüttelfest zusammen und machen uns 181 km auf nach Piteå.
Auf dem Weg halten wir beim großen M, weil wir Hunger haben und das Frühstück ausgefallen ist. Eigentlich nicht so unsere Art, aber am Morgen einen Burger geht auch mal 🙂

Die Fahrt geht weiter die E4 lang, die Strassen sind mittlerweile recht vereist und Schnee liegt immer wieder drauf. Nach den vergangenen vielen Kilometern, wollen wir öfter Pause machen und suchen auch mal einen Halt abseits der Schnellstrasse. So gelangen wir direkt an die Ostsee in einem kleinen Ort auf der Strecke, weil wir einfach mal abgebogen sind Richtung Hafen.


In Piteå angekommen, sind wir überwältigt vom riesigen Platz. Laut Beschreibung passen locker 150 Wohnmobile auf die Stellflächen, welche man auch von der Zufahrt aus sieht. Inklusive Hotelgäste sollen dort im Sommer bis zu 5.000 Gäste Urlaub machen. Es sieht gewaltig aus, incl. Kongresszentrum, Wellness Oase, Spielepark und unzähligen Miethütten.
Wir suchen und finden die Rezeption … außer ca. 6 Autos auf einem Hotelparkplatz ist es hier komplett ausgestorben und heftig eingeschneit. Wir sind definitiv die einzigen Camper zu dieser Zeit hier und müssen lachen, natürlich ist es schon wieder fast dunkel.

Die gute Dame an der Rezeption ist sichtlich erstaunt über unseren Wunsch nach einem Stellplatz mit Strom. Es dauert eine Weile, bis sie den Computer soweit hat, aber wir bekommen den Platz 4007. Also fahren wir los und suchen diesen Platz. Als wir ihn endlich finden, stellen wir fest, dass er und der Weg dorthin komplett zugeschneit ist. Sehr witzig, anscheinend weiß die Rezeption nicht, was für Wetter herrscht … wir stellen uns einfach direkt neben das Servicehaus und verbinden uns mit dem weit entfernten Strom nach 20m.
Das Servicehaus ist top modern und lässt keine Wünsche offen. Es ist zwar komisch, dass wir die einzigen Camper auf dem Platz sind, aber das kennen wir ja schon 😉

In den Abendstunden gesellt sich doch tatsächlich ein weiterer Camper zu uns. Sie stellen sich auch in die Nähe des Servicehauses, mussten aber noch Schneeschippen. Später stellte sich heraus, dass Sie aus Grömitz kommen. Wir unterhalten uns kurz und lernen Daniela & Ronald kennen, sehr sympathisch! Gegen 23:00 Uhr kam dann noch ein weiteres Womo aus Bautzen hinzu.
Mit Daniela und Ronald besprechen wir die Weiterfahrt. Unser Ziel soll Jokkmokk sein und die Beiden wollen auch dorthin, zwar auf einen anderen Platz, aber mal schauen was wird. Das ist doch mal ein schöner Zufall!
Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf nach Jokkmokk (cooler Name) zu dem Platz Skabram Turism och Gårdsmejeri, Skabram 206, Jockmokk, Norrbottens län. Auf dem Weg dorthin lernen wir den wahren schwedischen Winter kennen. Einfach herrlich dieses Wetter und der Schnee. Leider wird es weiterhin immer früher dunkel.




Als wir in Jokkmokk gegen Nachmittag (natürlich schon fast dunkel) ankommen, sehen wir wie Daniela & Ronald auch auf unseren gewählten Campingplatz auffahren wollen. Die Auffahrt ist recht steil und ohne Schneeketten geht da nichts. Ronald wird kurzerhand vom Betreiber per Abschleppseil hochgezogen, wir kommen mit den neuen Ketten gut hoch.




Wir kommen mit Daniela & Ronald weiter ins Gespräch, machen gegenseitige „Besichtigungsbesuche“ und gehen miteinander Spazieren. Es ist eine entspannte und fröhliche Zeit – einfach schön.





Wir feiern Heiligabend mit schwedischem Kartoffelsalat und Bockwürstchen, schwedischem Glögg, zwei kleinen Geschenken und versuchen nochmal Polarlichter zu finden – wird leider nichts, ist aber trotzdem ein schöner Abend!
Am ersten Feiertag gehen wir mit Daniela & Ronald über den komplett tief gefrorenen angrenzenden See spazieren und genießen die Stille, die tolle Natur und den Schnee.





Am zweiten Feiertag müssen uns Daniela & Ronald wegen derer Heimreise verlassen und wir starten nochmal einen Drohnenflug, schreiben unsere Abenteuer in ein Reisetagebuch und starten diesen Artikel. Am Abend machen wir uns einen lecker Salat mit Croûtons.
Nun überdenken wir unsere Planung für die nächsten Tage und beschließen, nicht nach Norwegen zu fahren. Die Infektionszahlen sind uns dort zu hoch und auch die Einreisebestimmungen wollen wir uns zur Zeit nicht antun. Zwar sind wir beide doppelt geimpft – wollen aber nichts riskieren und bleiben daher in Schweden. Hier gibt es noch viel zu entdecken und wir haben Zeit. Norwegen machen wir dann eben vielleicht nächstes Jahr…
Jetzt haben wir aber ein anderes Problem, die Gasflaschen sind fast alle und wir brauchen neue Füllungen. Also suche ich die nächste Möglichkeit um deutsche Flaschen auffüllen zu lassen und werde in Gällivare fündig. Da es nur ca. 94 km sind von Jokkmokk, denke ich das können wir in einem Tag schaffen hin und zurück und noch zu einem neuen Platz weiter im Westen zu fahren.
Die Fahrt nach Gällivare zieht sich natürlich länger hin … wir besuchen noch einen System Bolaget (die einzige Möglichkeit einen echten Sekt für Sylvester und Glühwein zu kaufen), einen Supermarkt und einen Baumarkt (für einen Kanister um eventuell Brauchwasser abzulassen). Danach wird es natürlich schon wieder dunkel 😉 daher ist wohl die beste Lösung eine Übernachtung auf dem Stadtcampingplatz Gällivare Camping einzulegen. Also fahren wir hin, doch obwohl es offen aussieht, sind Wohnmobile im Winter nicht willkommen. Die freundliche Dame an der Rezeption gibt mir auf Nachfrage noch den Tipp für einen anderen Campingplatz. So fahren wir weiter.
Es geht bergauf und der Schnee wird mehr – wir fragen uns schon wo wir wohl landen werden und stehen auf einmal vor einem Skigebiet an der Talstation. Es ist 15:30 Uhr, dunkel, die Skipisten sind mit Flutlicht beleuchtet und wir sehen immer wieder Abfahrer und Snowmobile. Eine irre Stimmung … auf dem Dundret, Europaväg 45, 982 39 Gällivare (gibt’s nicht auf Campercontact).


Natürlich kriegen wir wieder einen Platz (Nr. 6), der in keinster Weise geräumt ist. Wir sind mutig und fahren vorwärts einfach in den Schnee. Ist garnicht so hoch und sollte bei der Ausfahrt wohl klappen. Das Servicehaus ist auch gut und hat neben den Waschräumen auch Übernachtungszimmer. Ansonsten ist kein anderer Camper zu sehen, obwohl einige Wohnwagen rumstehen. Wir gehen bald ins Bett und schlafen wieder wie die Murmeltiere.
Am Morgen führt der Rückwärtsgang problemlos aus dem Schnee. Nun nur noch Brauchwasser in den Kanister ablassen, entsorgen und ab zum neuen Stellplatz. Tja, das war wohl nix … das Ventil vom Abwassertank will weder mit dem elektrischen Verschluss noch mit dem Handstellrad öffnen. Es fließt einfach kein Wasser!
Und nun? Ich rufe bei Hymer in Sulzemoos an und ein Techniker will mich wieder zurückrufen. Als es soweit ist, bleibt als Ergebnis:
Das System ist dann wohl zugefroren bei -22 Grad.
Versuchen sie mal in eine Halle zu fahren und das Fahrzeug wieder aufzutauen.
Eine Halle finden um einige Stunden das Wohnmobil aufzutauen – wie witzig. Es muss eine andere Lösung her, also schraube ich letztendlich innen den Deckel des Brauchwassertanks ab und schöpfe mit einem Messbecher einen Liter nach dem nächsten ab. Chily hatte zum Glück einen großen Falteimer mitgebracht und kann so das Wasser im Servicehaus entsorgen. Die Anzeige des Tanks hatte 75% Füllstand angezeigt, in Wahrheit war er randvoll. So sammelt man Erfahrungen…

Die ganze Aktion dauert eine Weile, so kommen wir erst wieder später los, aber was soll’s. Der Weg geht zurück Richtung Jokkmokk, dann tief gen Westen zum Campingplatz Årrenjarka Fjällby AB, Kvikkmokk. Die Fahrt dauert eine Weile, aber wir sehen auf der einsamen, verschneiten und irgendwie magischen Strecke 4 Elche!



Die Temperaturen ziehen wieder an auf -18 Grad. Der Kühlschrank hat während der Fahrt rumgesponnen und ist immer wärmer geworden. Wir vermuten, die Außenlüftungen haben den Frost auf die dahinter liegende Technik reingelassen. Die Abdeckungen für die Lüftungen sind laut dem Techniker von Hymer Sonderzubehör. OK, haben wir nicht dran gedacht, so hängen wir in der Nacht einfach zwei Geschirrtücher vor die Schlitze. Geht auch…

Der Campingplatz ist eigentlich geschlossen und hat keine Womobilisten da, nur ein paar verlassene Wohnwagen im hochverschneiten Wald. Ich rufe den Platzbesitzer an und lande bei seiner Frau am Telefon. Auf Englisch klären wir, dass wir uns für eine Nacht hinstellen dürfen und ich finde auch noch eine Außensteckdose. Perfekt, so läuft die Heizung auf Strom und wir sparen wieder Gas.
Die Nacht ist wie immer sehr erholsam und wir schlafen in den Betten bestens. Am Morgen will ich mal auf die Schnelle noch die Drohne fliegen lassen um den Platz zu dokumentieren. Also Drohne starten, Kalibrieren und hoch geht’s – leider schmiert die Drohne gleich nach links Richtung Bäume und … landen in den Ästen ca. 15m hoch … so ein Mist!

Und was nun? Ich werfe zuerst zahllos Schneebälle nach oben, ohne Erfolg. Dann muss ein Schneebesen vom Platz Flugerfahrungen machen 😉 endlos werfe ich ihn immer wieder hoch – bis er natürlich auch im Baum hängen bleibt. Na toll – dann kommt Chily zum Glück auf die glorreiche Idee eine Angelrute zu benutzen! Mit Schnur und Haken oder Gewicht zu werfen macht aber keinen Sinn, das bleibt mit Sicherheit auch hängen. Daher suche ich meine längste Rute (6m) raus, fahre die Stehleiter aus und los gehts.

Es klappt nach einer Weile sowohl den Besen als auch die Drohne zu retten. Welch ein Glück!
Danach starte ich nochmal einen Versuch mit nem Flug. Den Gimbel noch schnell gerichtet und es klappt wieder wunderbar. Jeden Tag mindestens ein Abenteuer muss schon sein, oder 😉 ?

Beim Verlassen sehen wir noch eine Tanksäule mitten im Wald (wahrscheinlich für die Snowmobile) und tanken den Willi nochmal voll. Praktisch wie immer einfach mit der Kreditkarte – da braucht man kein Personal.
Wir sind ja in der Nähe von Kvikkjokk, ein Ort der bereits in der Steinzeit, später von den Wikingern und dann fast ausschließlich von Samen bewohnt wurde. Ist nicht weit weg und so müssen wir da natürlich noch vorbeischauen. Auf Google Earth sieht man den Kamajåkk mit Stromschnellen durch den Ort fließen. Sieht vor Ort bestimmt beeindruckend aus.
Dort angekommen ist wieder Erwarten der ganze Fluß meterhoch zugefroren. Wir finden einen Weg durch den Wald auf das Eis und gehen mitten über den Fluß und hören unter uns das Wasser plätschern. Was für ein Erlebnis!







Nun geht es zurück, vorbei an der Dorfkirche, die leider verschlossen ist.


Auf dem Weg zurück aus der Sackgasse nach Kvikkjokk, begegnen uns inzwischen alte Bekannte – nen Haufen Rentiere, die hier in Massen rumlaufen. Da muss man beim Fahren schon mal aufpassen, das die netten Tiere nicht vor den Willi laufen. Sie haben nämlich so gar keine Scheu vor Autos, da sie von den Samen öfter in Transportern kutschiert werden.


Wie man sieht, ist es schon wieder dunkel 🙂 haben wir uns schon irgendwie dran gewöhnt 🙂
Bis zum nächsten geplanten Stellplatz sind es aber noch einige Kilometer und so entscheiden wir uns nochmal einen Halt auf dem Skabram Turism och Gårdsmejeri, Skabram 206 in der Nähe von Jockmokk einzulegen. Sozusagen schon fast alte Heimat.



Weil es die letzten Tage auch Nachts immer stark bewölkt ist, verzichten wir auf die Suche nach Polarlichtern, machen uns eine deftige Suppe und gehen irgendwann ins Bett.

Am nächsten Morgen geht es zeitig nach Süden. Wir haben bis zum nächsten Campingplatz 270 km vor uns. Hier im Norden sind im Winter nur wenige Plätze mit Strom verfügbar bzw. offen. Dann siebe ich die unattraktiven noch aus und übrig bleiben eine Hand voll Möglichkeiten die man auch wenn möglich im Hellen erreichen muss (klappt nicht immer, aber ich bleibe hoffnungsvoll).
Diesmal sehen wir am Strassenrand leider viele tote Rentiere … die Lastwagen nehmen wohl nicht viel Gas weg wenn ein Tier über die Strasse will. So haben auch die Adler mal einen reich gedeckten Tisch…





Es wird sehr hügelig oder besser bergig. Hätten wir nicht erwartet, richtige heftige Steigungen. Anscheinend haben wir bei dieser Waldzapfsäule schlechten Diesel erwischt … Willi will nicht so recht Gas annehmen und tuckert teilweise mit 40 km/h die Berge hoch. Aber immerhin, er läuft und das wird schon wieder … wir unken rum, dass er jetzt ruhig mehr verbrauchen darf als die durchschnittlichen 10 Liter. Macht er aber nicht, dann fahren wir halt sparsam den Tank leer und tanken beim nächsten Mal wieder an einer vernünftigen Tankstelle.
Mitten in den Bergen fängt es auf einmal an zu regnen – bei -7 Grad – wie geht das denn? Wie auch immer, es geht und Ruck Zuck ist die Frontscheibe total vereist. Also ne Parkbucht suchen, anhalten und Scheibe frei kratzen. Aber wenn man sie braucht, kommt natürlich keine Parkbucht, hahaha, den anderen Autofahrern geht es aber ähnlich und so schleichen alle über die Bundesstrasse. Die heiße Lüftung für die Frontscheibe auf volle Pulle drehend, suchen wir uns das letzte freie Loch zur Sicht und tasten uns voran …




So schnell der Regen gekommen ist, so schnell ist er wieder weg. Freie Fahrt mit freier Sicht, herrlich! Witzig ist auch, dass wir uns am Anfang unserer Schwedenreise verwundert die Autos von hinten angeschaut haben – da kann man ja gar keine Kennzeichen mehr erkennen. Nun sehen wir inzwischen genauso aus, ich finde es toll und gefühlt sind wir inzwischen damit schon echte Schweden 🙂 .
Weiter geht’s durch die schwedische Wildnis, wir fahren locker 100 km ohne Häuser zu sehen, nur durch Wälder und über Flüsse. Unglaublich diese Weite und unberührte Natur hier! Wenn wir zu Raucherpausen anhalten und ganz still sind, hört man nichts, rein gar nichts! Du hörst eher deinen eigenen Herzschlag oder das Rauschen des Blutes in deinen Adern, als ein anderes Geräusch. Das nenn ich mal Stille!
Die Kilometer bis zum Ziel minimieren sich und wir landen im Dunkeln (wie auch sonst) am Sandsjogarden – Holiday Resort i Sandsjö AB, Sandsjö 122, 924 92 Blattnicksele. Holiday Reasort hört sich mächtig an, ist aber „nur“ ein kleiner, familiärer Campingplatz mit Hütten und Stellplätzen direkt am See. Habe ich letzten Morgen rausgesucht und erweist sich als echter Glücksgriff. Hier wollen wir Sylvester und Neujahr verbringen.


Die Besitzer sind Schweizer, welche vor 10 Jahren mit ihren Huskys ausgewandert sind. So spricht man hier Deutsch. Im Kopf lege ich mir die Sätze zwar noch in Englisch zurecht, aber das verfliegt recht schnell. Sehr angenehm und die Gastleute sind super freundlich! Wir parken unseren Willi quer zum See und können die letzten Lichter quer über den See aus dem Küchen- und Wohnzimmerfenster genießen. Gespannt was uns im Hellen nächsten Tag erwartet, gehen wir müde und glücklich über das Ankommen ins Bett.

Der Blick am Morgen durch das Fenster verspricht einen wunderschönen Tag an einem wunderschönen Ort!





Am Tag zuvor habe ich für uns noch eine Kennenlerntour bei den Huskys und am Neujahrsnachmittag eine Snowmobiltour gebucht. Wir tauchen hier voll ein und genießen die Gastfreundlichkeit der schweizer Schweden.
Die Huskys warten schon – vielleicht – sie wissen noch nichts von uns, obwohl wir noch in der Nacht des Ankommens einen Minirundgang an den Gehegen entlang gemacht haben. Dabei hatte Chily schon einen Husky besonders rausgehört. Mal schauen wer das war…



Chily findet den lauten Husky von letzter Nacht – Anouk, heißt sie und beide verlieben sich auf Anhieb ineinander! Anouk schmeißt sich ans Gitter um gestreichelt zu werden und ist Feuer und Flamme.




Die ganze Truppe wird gefüttert und es ist ein Erlebnis alle Huskys kennen zu lernen. Danach gibt es noch einen Kaffee in der Gaststube und wir sind gespannt, was noch kommen mag.


Zu Sylvester konnten wir noch die letzten 2 Plätze zum Abendessen bekommen und es soll Elchfleisch, Rentier und Lachs geben. Danach kommen noch diverse Nachspeisen und bestimmt leckere Getränke. Den Übergang ins neue Jahr feiern wir mit ca. 10 Schweizern und den Besitzern an einem Lagerfeuer draußen und stoßen auf das Neue Jahr an…
Wir wünschen Euch einen tollen Übergang zum Jahr 2022 mit viel Gesundheit und wenig Sorgen!
Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht haben für den Abend, staunen wir nicht schlecht in der Gaststube einen eigenen Tisch für 2 Personen zu bekommen, die Begrüßung extra wegen uns auf Hochdeutsch zu hören und dann auch noch als Erste zum Buffet zu dürfen. Wegen der Corona-Regeln geht jeder Tisch getrennt zum Buffet. Insgesamt sind es 3 Tische a 4 Schweizern und ein Kindertisch. Sogar Verwandtschaft aus der Schweiz ist angereist, wie wir erfahren.
Mit leckeren Kleinigkeiten starten wir den Abend und ich bestelle mir ein einheimisches Dunkelbier 🙂 sehr lecker.

Danach bekommen wir ein Stöfchen, jeweils einen Fonduespieß und einen kleinen Topf mit heißer Gemüsebrühe. Es duftet bereits sehr gut, doch dann gehen wir ans Buffet. Unglaublich – dort steht in kleinen Streifen Elch, Wildschwein, Rentier, Rind, Schwein, Poulet, Lachs, Salat, Kartoffeln, Reis, Brokkoli und sehr lecker aussehende hausgemachte Saucen. Wir nehmen ein wenig Fleisch mit Zutaten und sind gespannt, wie die noch nie gegessenen Tiere wohl schmecken…

Wir sind fasziniert und schlemmen … das Elchfleisch ist überraschenderweise recht hell und schmeckt ein wenig wie Rind. Das dunkelste Fleisch ist Rentier – hätte ich nicht gedacht. Schmeckt nach Wild (kein Wunder), hat aber eine sehr zarte Konsistenz und lässt sich schwer einordnen. Die Saucen sind ein Traum für den Gaumen, das Gemüse und die Kartoffeln sind köstlich und auf dem Punkt. Unser heimlicher Favorit ist aber das Pouletfleisch … schmeckt unglaublich zart, nimmt ein wenig die Gemüsebrühe auf und schmeichelt unseren Geschmacksnerven nachhaltig.
Wir bestellen uns einen köstlichen Weißwein zum Hauptgang und sind glücklich. Danach braucht’s eine Raucherpause, wo wir die Jugendlichen vor der Tür treffen und uns sehr interessant unterhalten.
Nun kommen auch noch handgemachtes Dessert aus heimischen Beeren und Zutaten daher. Sehr, sehr lecker – wir platzen bald 🙂

Das Jahr nähert sich dem Ende und wir freuen uns auf frische Luft und Sternenhimmel. Also ziehen wir mit allen Gästen nach Draußen zu zwei Feuerkörben, zählen die Minuten bis zum Jahreswechsel und stoßen schließlich mit allen Schweizern und Carlo & Daniel (den Besitzern) mit Sekt an.



Zu Sylvester wäre es natürlich die Krönung gewesen, wenn noch Polarlichter vorbei geschaut hätten. Zum 31. Dezember wollten sie lieber über Kanada rumschwirren, macht nichts – wir genießen den Jahreswechsel.
2022
Wir fallen mit vollen Bäuchen zufrieden den ersten Tag des Jahres 2022 ins Bett und schlafen wunderbar. Die Nacht entwickelt sich sehr kalt und als ich die Nase morgens aus der Tür stecke, ist es -19 Grad. Echt kalt und knackig!


Nach dem Frühstück, versuchen wir so viele Lagen an Kleidung wie möglich anzuziehen. Wozu? Na wegen der im letzten Jahr gebuchten Snowmobil Tour, die heute Mittag stattfinden soll. Das sollte richtig spannend werden und richtig kalt…



Wir bekommen nach gründlicher Einweisung 2 Snowmobile, die leicht und wendig sind und dann geht es los.
Quer über die Strasse vor dem Campingplatz schnurstracks in den Wald. Es ist erstmal ungewohnt auf den Dingern, aber wir kommen schnell zurecht und werden mutiger. Im Wald ist es hügelig und erfordert durchaus aktiven Gleichgewichtsausgleich. Es ist echt kalt und wenn wir keine Griffheizung hätten, wäre es mit unserem Material wohl nicht lange aushaltbar. So aber genießen wir die Gegend und das neue Abenteuer.




Caro, unsere Leaderin, macht das toll! Schaut sich immer wieder um, bleibt ab und an stehen um zu fragen ob alles in Ordnung ist, wählt ein spannende Strecke und erklärt uns die Eigenheiten der Gegend. Dann fahren wir ein paar mal über gefrorene Seen mit ordentlich Tempo. Der Wind ist so kalt, dass mir fast das Gesicht gefriert … es sind inzwischen -28 Grad und es fühlt sich beim fahren an wie geschätzt -50 Grad, aber das Adrenalin wirkt gegen Erfrierungen. Auf unserem Haussee fahren wir zum Schluss noch durch eine große Wasserlache mitten auf dem Eis im Schnee … sehr aufregend, das Snowmobil schlingert und es braucht nochmal mehr Gas um darüber zu gleiten. Danach geht es direkt wieder auf den Campingplatz.
Wir sind glücklich und grinsen die ganze Zeit – was für ein geniales Erlebnis!




Nach der Tour werden wir noch auf einen Glögg gebeten – natürlich eigene Herstellung und mit Beeren und Mandeln darin, super lecker. Wir haben noch das Abendessen gebucht und bekommen Elchfleisch, Reis und lecker Sauce. Ein Abschlussabendessen, wie es nicht besser hätte sein können. Vielen Dank!

In der Nacht höre ich manches Mal ein Rauschen draußen und denke noch, da kommt der angekündigte Schneefall – doch als ich am Morgen vor die Wohnmobiltür trete, sehe ich nur wenig neuen Belag. Scheint doch nicht so wild zu sein.
Denkste, vor der Tür wurde durch den Wind unter dem Willi der Schnee weiter getragen. Einen Meter weiter türmt sich der neue Schnee nicht unwesentlich hoch und es sind wirklich in der Nacht einige Massen gefallen.



Es wird schwer mit Willi den Stellplatz zu verlassen, der Schnee ist so hoch, dass die Fahrt ins Stocken gerät. Anfangs klappt es noch ganz gut, aber dann stoppt ein Eishuckel unter dem neuen Schnee die Weiterfahrt nachhaltig. Ich versuche es dreimal auf unterschiedliche Weise, aber keine Chance. Da müssen Ketten drauf, aber leichter gesagt als getan! Rechts geht es ohne Probleme, aber links stecke ich zu tief im Schnee und kriegen die Kette nicht zu. Dann eben nur mit einer Kette…


Na bitte – klappt tatsächlich beim dritten Anlauf und wir sind frei auf der Strasse.
Wir verabschieden uns bei den Campingplatz-Besitzern und können die Destination nur wärmstens empfehlen! Vielleicht kommt ihr ja mal vorbei, dann unbedingt probieren!
Nun geht es los zu einer etwas weiteren Tour, da wir Richtung Süden einige Kilometer schaffen wollen um auch wirklich am 8. Januar in Hamburg landen zu können. Heute stehen 370 km auf dem Plan zum Camp Viking, Hannåsen 107, 840 50 Gällö.
Anfangs geht es gut voran, aber dann in der Höhe des Skiortes Dorotea schneit es wie verrückt und die Strassen füllen sich immer weiter mit Schnee.

Die Scheibenwischer samt der Scheibe eisen immer wieder zu und wir müssen oft anhalten, um alles frei zu kratzen und zu pulen. An einer Tankstelle mache ich zwischendurch ein paar Fotos, vom Heck und so …



Wir kommen gut am neuen Campingplatz an, das Heck ist inzwischen fast unkenntlich mit Schnee bedeckt – einfach durch die Fahrt in Schweden 😉

Es sind am Morgen nur noch -11 Grad draußen, für uns inzwischen zu mild um noch die Fellmützen aufziehen zu müssen. Man gewöhnt sich mit der Zeit an die Kälte.
Noch ein paar Fotos und Videos vom Platz gemacht. Es ist ein schöner Platz mit hervorragendem Servicehaus! Wie so oft auf dieser Reise, steht Willi aber ziemlich allein als Womo in der Landschaft.





Nun geht es los, ca. 330 km nach Süden zum Steiner’s Camping & Lodge. Wieder kommen Berge vor die Windschutzscheibe, inkl. Nieselregen und gefrierenden Scheibenwischern. Die Strassen sind schneebedeckt, eisig und unberechenbar. Es sind -13 Grad und soll immer wärmer werden…


Wir machen zwischendurch eine Raucherpause und hören nach der berühmten totalen Stille plötzlich in der Ferne ein Geräusch … Chily sagt zu mir:
Hört mal, da kommt ein kleines Flugzeug!
Bei dem Nebel ist ein Flugzeug eher unwahrscheinlich und nach einer Weile erscheint folgendes auf der Strasse …

Ein Biker samt Beiwagen bei den Temperaturen und Strassenverhältnissen – wirklich Respekt für den Mut! Wir grüßen kurz und er knattert weiter…
Mit der Zeit werden die Temperaturen immer höher und wir landen bei +3 Grad während der Fahrt! Einerseits ist das toll für das Fahren (Scheibenwischanlage funktioniert wieder und die Stassen sind eisfrei), aber auch traurig weil der Schnee immer weniger wird. Aber wir sehen wieder fließendes Wasser …



Der angepeilte Campingplatz Steiner’s Camping & Lodge ist leider ausgestorben und zu. Auch gut, er liegt ohnehin direkt an der Strasse, aber trotzdem schade da die Fahrt echt anstrengend war. Ich schaue nochmal bei Campingcontact, rufe einen Campingplatz in der Nähe an und erfahre, dass die Telefonnummer außerhalb der Rezeptionsöffnungszeiten direkt am Campingplatz hängt. Also fahren wir nochmal 35km weiter zum Malungs Camping, Bullsjövägen 1782 35, Malung. Die Rezeption ist natürlich nicht mehr besetzt, aber die Servicenummer wird schnell gewählt und ich bekomme sehr kompetente Hilfe und wir können einen guten Platz beziehen mit Strom. Zwar regnet es inzwischen kräftiger, es sind noch immer +3 Grad aber wir sind froh weiter im Süden einen Platz gefunden zu haben.
In der Nacht hören wir erst noch Regen, dann nicht mehr – das wird spannend am Morgen wenn die Nässe in der Nacht friert. Wir schlafen mal wieder hervorragend, die Betten im Willi sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Traum!
Am Morgen öffne ich die Tür und renke mir fast durch einen rutschenden ersten Turnschuh auf blanken Eis die Schulter aus. Auha, ist das glatt aber alles gut! Schnell die Socken über die Turnschuh gezogen und schon ist jeder Tritt recht sicher.

Nach dem ersten Kaffee gehen wir für die Morgentoilette ins Servicehaus, füllen Frischwasser auf und fahren wieder zur Rezeption. Die Bezahlung ist unkompliziert und schon sind wir wieder auf dem Highway … mit guter Musik 😉
Weiter gehts nach Süden, grob gesagt Richtung Karlstad. Habe mir am Morgen wieder einen Campingplatz in der Gegend rausgesucht und so rollen wir durch die Berge, die immer mehr den Winter verlieren. Das Eis auf der Strasse ist schon lange weg, die Bäume sind inzwischen immer grüner und der Schnee wird weniger. Wir kommen anscheinend immer näher an den warmen Süden Schwedens.


Ich kriege Hunger und da wir nicht an einer Tankstelle zum Essen halten wollen, nicht selbst kochen wollen und ich irgendwie an den Burger beim goldenen M von der Hinfahrt nach Schweden denken muss, tippe ich im Navi die Suche nach dem nächsten M ein. So landen wir in Arvika. Nach dem Genuss der neuesten dicken Dinger, wollen wir noch Karlstad einen Besuch abstatten. Wir kämpfen uns mit dem Willi durch die Innenstadt, finden einen Parkplatz und ziehen mal kurz in die Fußgängerzone.




Wir fühlen uns unwohl so ganz ohne Willi, schon komisch aber ist so. Da eh nicht viel in Karlstad los ist, die Einkaufsstrassen und Geschäfte recht leer sind, drehen wir eine kleine Runde und sind ruckzuck wieder beim Willi.
Nun geht es weiter zu meinem geplanten Ziel, den Camp Grinsby, Grinsbyn, Värmlands län. Die Fahrt geht über Berge und immer wieder an vielen kleinen und großen Seen vorbei.



Wir biegen an der E45 links in einen kleinen Weg ab und fahren ca. 3km in die totale Wildnis. Es ist eisfrei, aber wir rechnen jeden Moment mit Wildtieren – egal ob Rentier, Elch oder Bär. Leider sehen wir nichts. Am Ziel angekommen ist die Schranke zu und es herrscht totale Finsternis um uns rum.

Wir suchen über Campercontact den nächsten verfügbaren Campingplatz in der Nähe. Ich rufe dort zur Sicherheit vorher an. Leider sagt die freundliche Dame am anderen Ende auf Deutsch, dass sie noch nicht offen haben. Auf Nachfrage empfiehlt sie uns den Platz Arjäng Camping & Stugor Sommarvik (leider nicht auffindbar über Campingcontact). Also geht es nochmals weitere 28km gen Süden.
Dort angekommen fahren wir am Schluss eine Strasse herauf, kommen kurz ins Stocken weil Glatteis herrscht und kommen durch ein imposantes Portal zum Platz. Der Campground ist wie ausgestorben. Zwar stehen jede Menge Hütten und Wohnwagen auf dem Platz, aber keine Menschenseele ist zu sehen. Die Rezeption ist natürlich geschlossen und eine Telefonnummer ist für spätere Nachfragen nicht auffindbar.
Also was nun – wir beschließen einfach, für eine Nacht auf dem Parkplatz vor dem Campground zu übernachten. Schließlich ist Wille autark, sollte also kein Problem sein! Leider ist der komplette Parkplatz völlig vereist … da wird es schwierig selbst mit den guten Winterreifen.



Beim Versuch, Willi einen ordentlichen und geraden Platz zu gönnen, kommt das Womo doch tatsächlich ins Rutschen. Lediglich beim Anfahren rutscht Willi unkontrolliert zur Seite, weil der Parkplatz abschüssig ist. Sobald ich auf die Bremse steige, bleibt er brav stehen. Aber so kriegen wir nie unseren anvisierten Platz … Chily wird plötzlich ganz blass und traut sich nicht mehr vom Beifahrersitz aus Angst, Willi könnte den Abhang runter schlittern.
Ich beruhige sie und ziehe die Schneeketten auf die Vorderräder. So sollte das bisschen Eis auf dem sonst freien Teer keinen Hinderungsgrund mehr in der Traktion der Vorderräder darstellen.
Es klappt, und langsam kommt Willi an sein Ziel auf ein gerades Stück des Parkplatzes. Chily ist froh und atmet langsam durch … so endet unser 4. Januar mit -1 Grad und wieder mal mit viel Adrenalin – aber Ende gut, alles gut!

Am nächsten Morgen ist das Eis auf der Strasse wie von Puderzucker überzogen. Es hatte ganz leicht geschneit. Ansonsten ist nichts passiert und Willi steht noch immer an seiner Stelle 🙂 ach so, da steht doch glatt ein Elch draußen im Wald …


Wir machen uns den obligatorischen Morgenkaffee und packen zusammen. Dann geht’s los die Steigung empor mit den Schneeketten – langsam, aber tadellos! Danach kommt noch das Gefälle, an dem wir gestern wegen dem Glatteis Schwierigkeiten hatten. Deswegen lasse ich die Ketten noch dran und baue sie erst an der Hauptstrasse ab.
Wir fahren als Erstes nach Årjäng zu der nächsten Bäckerei, um den lang ersehnten original schwedischen Zopf zu kaufen. Die direkte Strasse zur Bäckerei ist nur bis 3,5t zugelassen, so findet Chily die letzten Meter zu Fuß zu den Süßwaren.




Die belegten Brötchen werden sofort verschmaust, noch einen Kaffee gemacht und schon sind wir wieder bereit für die nächsten Kilometer gen Süden. Gestern habe ich noch einen interessanten Ort auf der Strecke gefunden, dessen Ortsschilder ich gerne ablichten möchte:

Die Strecke dorthin und weiterhin ist landschaftlich schon anders, als in den Wochen zuvor. Schwedens Nordseeseite ist felsiger, aber auch wesentlich grüner. Zwar liegt ab und zu noch ein Hauch Schnee auf der Strasse, aber es geht wesentlich besser durch die Lande. Sogar die Sonne will uns ordentlich verwöhnen, wir sind ganz irritiert über soviel Helligkeit!







Heute soll es folgender Campingplatz werden: Wiggersvik´s Camping & Stugor. Er liegt toll zwischen den Felsen, die hier überall gewachsen sind. Wie immer sind wir die einzigen Camper zu der Jahreszeit – macht aber nichts, ist auch total schön alleine hier. Wir stellen uns direkt ans Ufer der Nordsee und sind überwältigt, auch weil die Sonne um 16:00 Uhr noch immer nicht untergegangen ist.
Tolle Stimmung bei -2 Grad mit Sonnenuntergang und eisigem Wind – die Nordsee halt. Nach einem Spaziergang über den Platz, gibt es einen original Glögg. Im warmen Willi dazu die Füße hochgelegt und die Aussicht genossen, so lässt sich der Urlaub genießen.






Die Nacht wird stürmisch und Willi wackelt ein wenig im Wind. Die Nordsee scheint uns zu begrüßen, wir bleiben gelassen und schlafen wie immer bestens. Am Morgen sind es -4 Grad, aber es wirkt kälter. Anscheinend ist die Luftfeuchtigkeit der Nordsee schuld an diesem Gefühl.



Durch ein Hochwasser im November, wie wir von der Besitzerin des Platzes später beim Bezahlen erfahren, sind alle Servicehäuser im Augenblick innen im Neuaufbau. Daher ist nur eine Katzenwäsche angesagt. Bei der Abfahrt testen wir ein erneutes Mal das Ablassventil des Brauchwassers. Hatte vor einigen Tagen bei -22 Grad nicht funktioniert, nun aber fließt das Wasser ab wie wir uns das vorstellen! Sehr gut, das macht das Fahren und den Kopf leichter 🙂
Das endgültige Übernachtungsziel für heute zu finden, war wirklich schwer. Im Winter sind ohnehin weniger Plätze geöffnet. Die schwerere Herausforderung zu dieser Zeit ist aber, ein vernünftiges, sauberes und offenes Servicehaus zu finden auf einem Platz. Dazu gehe ich alle in Frage kommenden Plätze auf der Strecke mit Campercontact durch, lese die Bewertungen und schau parallel noch bei Park4Night. Meist sind die gefundenen Übernachtungsplätze doch noch nicht offen, haben keine Toiletten und Duschen oder deren Sauberkeit lässt sehr zu wünschen übrig.
So lande ich letztendlich beim First Camp Malmö, Strandgatan 101 216 11, Malmö. Ist zwar nicht unbedingt um die Ecke, immerhin 411km Entfernung, aber dafür können wir direkt die Öresundbrücke sehen und haben auf der letzten Etappe morgen nicht mehr unendliche Kilometer in die Heimat Hamburg. Außerdem soll er hervorragende Qualität im Servicehaus haben.
Auf der Fahrt nach Malmö fahren wir meist die Autobahn und sind somit eisfrei und schneller unterwegs als auf der Landstrasse. Das Wetter meint es wieder sehr gut mit uns – die Sonne hört gar nicht auf zu scheinen. Erste Pause ist Göteborg mit kurzer Besichtigung des Stadtteils Haga, bekannt für alte Häuser und Cafés.



Es ist schön aber recht ausgestorben, so fahren wir weiter…


Wir kommen mal wieder im Dunkeln an, in Malmö. Der Platz ist relativ leicht zu finden und auf den ersten Blick auch belebt. Zwar ist die Rezeption schon geschlossen, davor steht aber ein genialer Buchungsautomat. Das Einchecken klappt gut und der Automat spuckt danach Quittung, Beschreibung und zwei Scheckkarten für das Servicehaus aus. Wir fahren zum Stellplatz, wo bereits einige Womo’s stehen. Der erste Platz mit soviel Campern auf unserer Reise.


Total gespannt auf das Servicehaus, machen wir uns natürlich noch auf den Weg dorthin. Ist die Qualität wirklich so gut wie ich gelesen habe? Wir sind gespannt und dürfen folgendes sehen:



Die Qualität und Sauberkeit ist wirklich erstklassig! Es gibt genügend Toiletten, Duschen und Platz ist im Übermaß vorhanden. Besonders niedlich sind die kreativen Ideen für Kinder in den verschiedenen Bereichen 🙂



Die letzte Nacht in Schweden schlafen wir wieder wunderbar. Am Morgen sind es windige 4 Grad mit bedecktem Himmel. Heute werden es bis zur Heimat nochmal 495km, meist auf Autobahnen und Schnellstrassen. Wir gehen noch ein wenig über den Platz und machen letzte Fotos, auch von der Öresundbrücke.







Nach einem kurzen Stop in einem Supermarkt geht’s dann auch über die Brücke durch Schweden, Dänemark nach Deutschland. Auf der Brücke zerrt der Wind ordentlich am Willi, sodass an Geschwindigkeiten über 80km/h nicht zu denken ist. Auf den nachfolgenden Brücken das gleiche Spiel. Ansonsten kommen wir aber gut voran, auch wenn der Verkehr immer mehr zunimmt.



Mit einer paar Raststopps kommen wir gut durch – ohne Grenzkontrollen. Weder in Dänemark, noch in Deutschland gibt es Kontrollen wegen Corona, was uns sehr verwundert. Wie wir unterwegs im Internet lesen, hat sich die epidemische Lage in Dänemark und Schweden dramatisch verändert während unseres Urlaubes. Ab dem 9. Januar verschärft Schweden die Grenzkontrollen und es wird von nicht notwendigen Reisen abgeraten. Da haben wir ja alles richtig gemacht und den perfekten Zeitraum erwischt.
Der Verkehr nimmt stetig zu und die hektische, drängelnde Art und Weise der meist deutschen Autofahrer, lässt uns wehmütig an das entspannte Fahren in Schweden denken. Schweden hat uns definitiv nicht das letzte Mal gesehen!
Resümee
Schweden hat uns super gefallen und war ganz anders, als unsere Vorstellungen über das Land. Viele Berge, kurvigste Landstrassen, Wetterextreme, vollkommene Stille, sternenübersäte Himmel, spannende Tiere und unendlich viele Seen haben uns im Bann gehalten. Die Menschen waren alle sehr entspannt, freundlich, hilfsbereit und konnten perfekt Englisch. Somit war die Kommunikation nie ein Problem.
Der Verkehr ist total entspannt, meist wollten die Autos gar nicht überholen und halten großen Abstand auf freier Strecke, was uns anfangs sehr überraschte. Das Tanken klappt problemlos (außer bei einsamen Zapfsäulen mitten im Wald). Tankstellen gibt es genügend auch im hohen Norden.
Das Essen ist lecker und auch ein wenig anders als bei uns. Gelernt haben wir, dass Elchfleisch heller ist als Rentierfleisch und das schwedisches Huhn viel besser schmeckt als bei uns. Beeren und Honig gibt es viel, schmeckt unbeschreiblich gut. Obwohl es nicht unsere Art ist, auch das gelbe M mundete bei den paar Besuchen. Wie das im Urlaub so ist…
Die Wahl der Camping- und Stellplätze war nicht immer einfach. Mit Hilfe von Apps wie Campercontact, ließen sich aber dennoch schöne Plätze auch im tiefsten Winter finden. Das Mobilfunknetz war bis auf zwei kurze Ausnahmen überall verfügbar, auch in tiefster Einsamkeit.
Mit der richtigen Ausrüstung klappt eine Reise nach Schweden auch bei bis zu -28 Grad, wie wir es erlebt haben, problemlos. Die Kälte ist in Schweden trockener und man gewöhnt sich nach einer Weile an sie. Beachten sollte man nur, rechtzeitig Ausschau zu halten nach Möglichkeiten sein Brauchwasser sowie die Toilettenkassette entsorgen zu können. Deutsche 11kg Gasflaschen lassen sich auch im Winter in Schweden auffüllen oder tauschen, man muß nur wissen wo 😉
Willi hat das alles super durchgemacht! Mit seinen frontgetriebenen 170 PS und den Schneeflockenreifen, waren alle Steigungen für ihn ein Kinderspiel. Wenn der Untergrund zu glatt war, bekam er Schneeketten aufgezogen und hat dann bravourös alle Herausforderungen gemeistert. Das Arktis Paket mit Isoliervorhängen im Fahrerhaus, beheiztem Doppelboden und besserer Isolierung war Gold wert. Wir mussten uns zwar erst mit der richtigen Bedienung der diversen Technik vertraut machen, dann klappte es aber sehr gut. Es gibt noch sehr sinniges Zubehör für Willi wie: Windschutzscheibenabdeckung und Kühlschranklüftungsabdeckung. Hatten wir versäumt vorher zu kaufen, ging aber auch so. Wie ich ja schon oft geschrieben habe, waren die Nächte total entspannt aufgrund der guten Betten. Nun verstehe ich die Aussagen vieler Camper, die im Wohnmobil oft besser schlafen als im heimischen Bett.
Abschließend können wir nur jedem empfehlen, den Winter in Schweden mit einem Wohnmobil zu erleben, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Wir hatten wunderschöne und auch aufregende 3 Wochen im Schnee, die sich viel länger anfühlen 🙂
Wir hoffen, der Blog hat dir gefallen! Wenn du magst, schreibe gerne etwas in die Kommentare. In den nächsten Wochen befasse ich mich dann mal mit dem vielen Videomaterial und erstelle einige YouTube Videos, die du auf meinem Kanal finden wirst (lass gerne ein Abo da).
Viele Grüße von Willi, Chily und Chris – vielleicht sehen wir uns mal beim Campen!
